07.04.2015

Alan Carter – Prime Cut

(«Prime Cut», Fremantle Press, Fremantle, Western Australia, 2011)

Aus dem australischen Englisch von Sabine Schulte

2015, Edition Nautilus, Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg, 368 Seiten


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Der erste Satz
Etwas verändert sich, das spürt er.

Das Buch
Detective Philip «Cato» Kwong ist ziemlich frustriert. Nachdem der Vorzeige-Chinese, der es sogar auf ein Rekrutierungsplakat der Polizei von Western Australia geschafft hatte, in einen üblen Pfusch bei einem Mordfall verwickelt war, wurde er versetzt.

Viehdezernat. Das Wort flutschte ihm aus dem Mundwinkel wie der Fluch eines Feiglings. Ja, Fluch eines Feiglings fasste seine Situation ganz gut zusammen. Er war hier gelandet, weil ein Haufen Feiglinge, zu denen er früher einmal aufgeschaut hatte, ihn im Regen hatte stehen lassen. Und er konnte nichts dagegen tun, weil es diesen Kodex gab, diese Bruderschaft – oder welchen bescheuerten Namen man auch benutzen mochte, um zahllose Sünden dahinter zu verbergen.
Die Rindvieh-Abteilung war gerade on tour, mit Herz und Hirn. Die beiden anderen Mitglieder der Truppe befanden sich ehrenwerterweise auf dem Weg in den wilden Norden, während Cato Kwong und Jim Buckley sich ganz bequem in den Süden abgesetzt hatten. Eine Woche «Informationen sammeln», so sah Buckley diese Unternehmung: Flossenschütteln, Herumschnüffeln, willkürliche Kontrollen und anständige Spesen – das würde sie bis zu ihrer Rückkehr nach Perth auf Trab halten. Eine Woche an Strohhalmen kauen, Fliegen erschlagen und weise nicken, auch wenn ihm das Gesagte total am Arsch vorbeiging, das war Catos Meinung zu dieser Tour.

Doch dann taucht in der Nähe, in Hopetoun, einem Nest, das durch eine Nickelmine zur Boomstadt wurde, im Meer eine Leiche ohne Kopf auf, und Catos Ex-Chef beauftragt ihn, sich darum zu kümmern. Ein bisschen Präsenz markieren und tun, als ob man wirklich etwas täte, stellte sich der Chef vor. Doch Cato, der Abservierte, der für seinen Chef den Kopf hingehalten hat, will zeigen, dass er etwas draufhat und klemmt sich ziemlich engagiert und dem Fall. Als dann sein Partner Buckley erschlagen wird, eskaliert die Geschichte und der Chef taucht selbst mit einem ganzen Trupp an der Südküste auf. Er will schnelle Resultate, wie auch immer.
Der zugewanderte Brite Alan Carter versteht es, einen spannende Plot mit den Realitäten einer abgelegenen Region, die durch das neue Bergwerk schlagartig verändert wurde, zu einer stimmigen Geschichte zu verbinden. Es geht um krumme Geschäfte, ausgenutzte Immigranten, Rassismus und korrupte Polizisten, nebenbei aber auch um Beziehungsgeschichten, Erziehungsprobleme und Kleinstadtmief. Und das alles wird ziemlich unsentimental und durchaus zeitkritisch aber ohne plumpe Sozialkritik, dafür mit reichlich Ironie und sarkastischem Witz erzählt. Ein erfreuliches Debüt, das Lust auf die Fortsetzungen macht.

Der Autor
Alan Carter, *1959 in Sunderland, UK, studierte in England Kommunikationswissenschaften, wanderte 1991 nach Australien aus, wo er als Dokumentarfilmer beim TV tätig ist. «Prime Cut» (2011) ist sein erster Roman, inzwischen sind zwei weitere Romane mit Detective Cato Kwong erschienen. Alan Carter lebt mit seiner Frau Kath und Sohn Liam in Fremantle, Western Australia.

Der letzte Satz
Cato fragte sich, ob er sich wohl jemals wieder ans Klavier setzen würde.



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