(«Black Light», Island Books, 1996)
Aus dem Amerikanischen von Patrick Baumann
2014, Festa Verlag, Leipzig, 601 Seiten
***1/2
Der erste Satz
Heutzutage braucht man etwa eine Stunde, um von Fort Smith
über den Harry Etheridge Memorial Parkway in südlicher Richtung nach Blue Eye
in Polk County zu fahren.
Das Buch
Bob Lee Swagger führt ein zurückgezogenes Leben, nachdem er
heil aus einer üblen Verschwörung herausgekommen ist («Shooter», ****). Schreiberlinge, die seine Geschichte erzählen wollen, lässt er abblitzen.
Doch dann kommt einer, der über seinen Vater, der Polizist war und erschossen
wurde, als Swagger noch ein Kind war, schreiben will. Das führt dazu, das er
ein erstes Mal die Unterlagen über seinen Vater anschaut. Und da im
Obduktionsbericht auf eine Ungereimtheit stösst: Der Todesschuss musste aus
einer anderen Waffe stammen, als der des jugendlichen Kriminellen, der Swaggers
Vater erschossen haben soll. Wieso wurde das vertuscht?
Zusammen mit dem jungen Journalisten macht sich Swagger auf,
dieser Sache auf den Grund zu gehen. Es ist eine ziemlich abenteuerliche Verschwörungsgeschichte,
die Swagger da Jahrzehnte später aufrollt. Wäre Stephen Hunter nicht ein so
guter Erzähler, würde einen dieses im Grunde wenig glaubwürdige Konstrukt schon
bald ziemlich nerven. Aber ihm gelingt es, die Spannung hochzuhalten. Und gut
zu unterhalten. Unter anderem auch mit seinem Humor und seiner manchmal ätzenden
Ironie. Etwa wenn es um einen der Bösen, Red, und dessen Familienverhältnisse
geht:
Seine erste Frau hatte er geliebt und liebt sie noch immer,
obwohl er sich von ihr hat scheiden lassen, als sie ihm ein wenig zu alt
geworden ist. Sie hat bei der Wahl zur Miss Arkansas 1972 seinerzeit den
dritten Platz erreicht. Er liebt seine neue Frau, die 37 Jahre alt und blond
ist und bei den Miss-Wahlen von Arkansas 1986 verbürgterweise den zweiten Platz
erreicht hat. Und das war damals, als Teilnehmerinnen an Schönheitswettbewerben
noch echte Titten hatten und es dabei noch wirklich um Schönheit ging und nicht
darum, die Wale zu retten, den Schmerz der Obdachlosen nachzuempfinden und um
all diese anderen jämmerlichen Gemeinplätze des liberalen Gutmenschentums, die
Amerika in den Ruin getrieben haben. Nach dem Thema kann man Red immer fragen:
Er wird einem alles darüber erzählen. Das ist sein wunder Punkt.
Der Autor
Stephen Hunter, *1946 in Kansas City, Missouri, war Filmkritiker,
zuletzt 1997 bis 2008 bei der «Washington Post»; 2003 wurde er als Kritiker mit
dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Sein erster Roman «The Master Sniper»
erschien 1980; seither veröffentlichte er über 20 Bücher, darunter auch
Sachbücher mit Texten zu Filmen. «Nachtsicht» ist der zweite Band der 1993 mit
«Point of Impact» (Deutsch: «Shooter») gestarteten Serie um Bob Lee Swagger,
die inzwischen neun Bücher umfasst; zudem gibt es eine Spin-off-Serie um Bob
Lees Vater Earl Swagger mit drei Bänden. Stephen Hunter ist passionierter
Pistolen-Sportschütze; er lebt in Baltimore, Maryland.
Der letzte Satz
Seine Frau und seine Tochter standen dort und erwarteten
ihn.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen