(«The Tin Roof Blowdown», Simon & Schuster, New York,
2007)
Aus dem Amerikanischen von Georg Schmidt
2015, Pendragon Verlag, Bielefeld, 576 Seiten
*****
Der erste Satz
In meinen schlimmsten Träumen kommen immer Szenen mit braunem Wasser und Elefanten-grasfeldern im Abwind von Rotorblättern vor.
Das Buch
Endlich, das Warten hat ein Ende: Dave Robicheaux ist
zurück. Die Romanserie aus den Sümpfen Louisianas ist eine der
besten Krimi-Reihen. Seit 1987 sind 20 Bände erschienen, 11 davon auch auf
Deutsch (bei Goldmann), in den letzten zwölf
Jahren warteten die Leser vergeblich auf übersetzten Nachschub. Letztes Jahr
nun ist der geniale Hackberry-Holland-Wälzer «Regengötter» auf Deutsch erschienen (bei Heyne), der beste Krimi auf Deutsch im Jahr 2014, jetzt nimmt Pendragon die Robicheaux-Reihe verdienstvollerweise wieder auf mit dem Roman, der das
Katrina-Desaster zu verarbeiten versucht – übertragen vom 2011 erst 59-jährig
verstorbenen grossen Übersetzer Georg Schmidt.
James Lee Burke, einer der besten lebenden Krimiautoren,
schreibt in einem «Gruss an die deutschen Leser»:
Mit Dave Robicheaux bin ich seit 1987 zusammen. Gewiss ist
er kein perfekter Mann, er hat seine Schwächen und Sünden und Dämonen. Aber er
versucht, das Richtige zu tun. Wir alle wissen von uns selbst, wie schwierig
oder beinah unmöglich so etwas manchmal werden kann. Da leide ich als Autor oft
mit Dave, er ist mir nah.
Nie aber war ich so froh, ihn zu haben – und bin es bis
heute –, als es galt, mit den seelischen Folgen jener verheerenden Katastrophe
umzugehen, die wir unter dem Namen «Hurrikan Katrina» kennen. Dave hat mir
geholfen, den Schmerz, den Schock und die Schande von Katrina ein wenig von der
Seele zu heben. Was damals in New Orleans geschah, das war nicht nur eine
Naturkatastrophe, das war das grösste Versagen einer Regierung, der denkbar grösste
Verrat an der eigenen Bevölkerung. Es war ein Verbrechen. Eine nationale Schande.
Eine Wunde, die in den Geschichtsbüchern auf immer festgehalten bleiben wird.
Manche sagen, dies sei mein politischstes Buch. Sicher ist
es mein wütendstes. Nichts davon habe ich zurückzunehmen. Die
Dave-Robicheaux-Romane, sagt man mir, waren längere Zeit in Deutschland nicht
mehr zugänglich. Dass der Faden jetzt wieder aufgenommen wird, ist eine
wunderbare Nachricht. Beinahe noch mehr freut mich, dass dies nun mit «Sturm
über New Orleans» geschieht.
Dieses Buch liegt mir am Herzen. Wenn Sie es gelesen haben,
wissen Sie warum.
Dem ist nicht viel beizufügen. Ein grossartiges Buch, bitter
und hart. New Iberia, wo Robicheaux als Detective für den Sheriff arbeitet, ist
von Katrina verschont geblieben, doch die Cops aus der Provinz müssen in New
Orleans aushelfen. Und es ist einfach nur grauenhaft. Leichen so weit das Auge reicht. Und
Plünderer, darunter auch Cops. Robicheaux hält es fast nicht aus.
Aber ich durfte mir keinen Hass erlauben. Weder als
Ordnungshüter noch als trockener Alkoholiker durfte ich das. Bei den Anonymen
Alkoholikern lehrt man uns, dass diejenigen, die uns den grössten Ärger
bereiteten, krank sind, nicht viel anders als wir selbst. Manchmal fällt es mir
schwer, sich auf dieses Gebot einzulassen. Leider dürfen sich trockene Trinker
bei ihren Gefühlen keine Freiheiten herausnehmen. Meine Lieblingsstelle bei
Ernest Hemingway wird immer seine Anregung in «Tod am Nachmittag» bleiben, dass
sich die grössten Übel beheben liessen, wenn man ein paar Tage lang jeden, den
man möchte, erschiessen könnte.
Der Autor
James Lee Burke, *1936 in Houston, Texas, publizierte in den
1960er Jahren seine ersten Bücher, die von der Kritik gelobt wurden. Doch für
sein viertes Buch, «The Lost Get-Back», bekam er nur Absagen (nachdem es 1986
doch noch erschien, wurde es für den Pulitzer-Preis nominiert), und es dauerte
13 Jahre, bis er sein nächstes Buch veröffentlichen konnte. 1987 startete er
mit «The Neon Rain» («Neonregen») die Serie mit Dave Robicheaux, am Anfang noch
bei der Polizei in New Orleans, später Mitarbeiter des Sheriffs in der Kleinstadt
New Iberia am Bayou Teche in Louisiana, die zu den besten Krimi-Reihen
überhaupt zählt. Zudem sind auf Deutsch «Regengötter» mit Hackberry Holland
sowie drei der vier Romane um Hackberrys Cousin Billy Bob Holland erschienen.
Burkes Werk ist vielfach preisgekrönt, zweimal wurde er mit dem renommierten
Edgar Allan Poe Award ausgezeichnet. Burke lebt mit seiner Frau Pearl in
Lolo, Montana und New Iberia, Louisiana; sie haben vier erwachsene Kinder,
Tochter Alafair Burke schreibt auch Kriminalromane.
Der letzte Satz
Aber auf irgendeine Art, die ich ganz verstehe, weiss
Bertrand, dass sie jetzt alle in Sicherheit sind, ihn eingeschlossen, geborgen
in einem Zinngefäss, das so gross ist wie die Hand Gottes.
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