26.02.2016

Daniel Friedman – Der Alte, der die Rache liebte

(«Don’t Ever Look Back», Minotaur Books, New York, 2014)

Aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner

2015, Aufbau Verlag, Berlin, 316 Seiten


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Der erste Satz
In jungen Jahren irregeleitet, habe ich als Detective der Polizei von Memphis so manchen Fuhrparkschlitten zu Schrott gefahren.

Das Buch
Baruch «Buck» Schatz ging 1976 bei der Polizei in Memphis in Pension. Jetzt ist er 88 und langweilt sich in einem «Lifestyle-Etablissement für ältere Erwachsene». Seine üble Laune darob, dass er seine Bewegungsfreiheit und sein Haus verloren hat, lässt er am Schaukelstuhl des Zimmernachbars aus, den er mit einer Axt zertrümmert.
Ich hasste einfach alles an diesem einbeinigen Redneck-Nachbarn. Der Kerl steckte in einer Haut, deren Oberflächenstruktur der von Boxershorts glich, die man in der Sonne hatte trocknen und verkrusten lassen, nachdem sie drei Tage in der Arschfurche eines Cowobys geklemmt hatten. Und so wie er aussah, führte er sich auch auf.

Wie im ersten Buck-Schatz-Roman drückt Daniel Friedman auch im Nachfolger kräftig auf die Klamauk- und Kalauertube. Das ist zwar manchmal ganz lustig, kann auf die Länge aber auch etwas nerven.
Obwohl sich Schatz nur mühsam mit einer Gehhilfe vorwärtsbewegen kann, lässt er sich von einem alten Gegner, einem jüdischen Meisterdieb, der ihn schon vor 50 Jahren ausgetrickst hat, in eine haarsträubende Aktion ziehen, die für ihn und für einen jungen Polizisten im Krankenhaus endet.
Während man beim ersten Buck-Schatz-Roman noch die originelle Hauptfigur anerkennen konnte, bietet der zweite nun einfach more of the same und kommt so nicht mehr über leichte Unterhaltung hinaus.

Der Autor
Daniel Friedman, *1982 in Memphis, hat in New York Jura studiert und lebt als Journalist und Blogger in Manhattan. Nach «Don’t Ever Get Old» (2012; Deutsch: «Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten) ist «Don’t Ever Look Back» sein zweiter Roman.

Der letzte Satz
Übrigens heisse ich Baruch, denn es bedeutet: Gesegneter.


22.02.2016

Matt Burgess – Cops

(«Uncle Janice», Doubleday, New York.2015)

Aus dem amerikanischen Englisch von Johann Christoph Maass

2015, Suhrkamp Nova, Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Berlin, 392 Seiten


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Der erste Satz
Zwei schmutziggraue Tauben sassen gut fünfzehn Meter über die Roosevelt Avenue unterhalb der Hochbahngleise in einem Durcheinander aus Stahlträgern.

Das Buch
Janice Itwaru arbeitet als Undercover Cop, als «Uncle», daher der Originaltitel, beim New Yorker Drogendezernat in Queens. Es ist ein Scheissjob. Aber es ist der schnellste Weg, Detective zu werden: Wer 18 Monate durchhält – und überlebt – bekommt die Marke. Die Uncles hauen als angebliche Junkies Dealer aber auch von Drogensüchtige an, um von ihnen Drogen zu kaufen, wonach die Kollegen im Hintergrund sofort zuschlagen. Janice hat noch einen Monat vor sich. Der Chef macht Druck, verlangt höhere Quoten. Der Job ist gefährlich, der Stress ist gross. Und zu Hause wartet dann auch noch eine Mutter mit Alzheimer.
Matt Burgess schildert den Alltag der dunkelhäutigen Heldin auf der Strasse, im Kreis der Kollegen, zu Hause bei der Mutter packend, einfühlsam und auch mit Humor. In den besten Momenten erinnert «Cops» an die meisterhaften Polizeiromane eines Richard Price

Der Autor
Matt Burgess, *1973 in Jackson Heights, Queens, und auch dort aufgewachsen, hat an an der University of Minnesota kreatives Schreiben studiert. 2010 veröffentlichte er den viel gelobten Roman «Dogfight. A Love Story» (auf Deutsch 2012 als «Die Prinzen von Queens» bei Suhrkamp). «Uncle Janice» ist sein zweites Buch.

Der letzte Satz
Hinter ihnen allen, am sicheren Ende, rannte Detective Itwaru laut prustend hinein.


15.02.2016

Chris Holm – So was von tot

(«The Killing Kind», Mulholland Books, New York, 2015)

Aus dem Amerikanischen von Karin Diemerling

2016, Knaur Taschenbuch, Droemer Knaur, München, 314 Seiten

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Der erste Satz
Die Strassen von Downtown Miami flirrten in der Abendhitze, die Sommerluft war gesättigt von Gewürzen und Gesang.

Das Buch
Ein Killer jagt einen Killer, der einen Killer jagt. So könnte man den Plot von «So was von tot» zusammenfassen. 
Michael Hendricks, der nach einem Bombenattentat auf eine Spezialeinheit in Afghanistan als tot gilt, hat sich zurück in den USA ein besonderes Geschäftsfeld ausgesucht: Er macht geplante Anschläge von Auftragskillern ausfindig und bietet dem vorgesehenen Opfer an, den Killer vorher zu killen. Er nimmt dafür das Zehnfache des Honorars des Auftragskillers. Das Geschäft läuft.
Doch dann hat das organisierte Verbrechen genug davon, dass seine Profikiller einer nach dem anderen abserviert werden und setzt einen als besonders gut geltenden Killer aus Europa auf den Killer-Killer an. In einem Casino kommt es dann zur grossen Sauerei, als nicht nur gleichzeitig die drei Killer ihre Ziele töten wollen, sondern auch noch das FBI mitmischt. Die beiden Killer-Killer entkommen, und die Jagd geht weiter bis zum grossen Showdown.
Ziemlich abstrus ist das alles. Aber die Geschichte ist recht gut erzählt, hat Witz, Spannung und viel Action, was sie insgesamt doch recht unterhaltsam macht.

Der Autor
Chris F. Holm, *(Jahrgang unbekannt) in Syracuse, New York, schreibt seit seiner Kindheit Geschichten. Er veröffentlichte Kurzgeschichten in «Ellery Queen’s Mystery Magazine» und «Alfred Hitchcock's Mystery Magazine». Seit 2012 publizierte er vier Romane. Er lebt mit seiner Frau, der Krimi-Kritikern Katrina Niidas Holm, in Portland, Maine.

Der letzten Satz
Michael Hendricks war fort.