(«The Accident», Crown, New York, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Andrea Brandl
2014, Piper, München, 489 Seiten
***
Der erste Satz
Er schreckt aus dem Schlaf, wendet abrupt den Kopf, lässt
den Blick durch den Raum wandern, über die dunkelsten Schatten im bläulichen
Schein des Mondes.
Das Buch
Ein Thriller, der in der Buchbranche spielt. Eine reizvolle
Idee. Und eine spannend konzipierte Geschichte. Ein anonymes Manuskript landet
auf danach kaum nachvollziehbare Art auf dem Tisch einer New Yorker
Literaturagentin. Der Stoff ist brisant: Die Geschichte eines mächtigen
Medienmoguls, der so viel Dreck am Stecken hat, dass ihn die Veröffentlichung
schwer treffen würde. Und überall lauern aus unterschiedlichsten Gründen
Interessierte auf das Manuskript. Es beginnt eine tödliche Jagd auf alle, die
eine Kopie davon haben.
Chris Pavone, selbst lange in der Verlagsbranche tätig gewesen,
packt die Geschichte in einen Zeitraum von 24 Stunden, wobei es darin
einerseits immer wieder Rückblenden, anderseits Ausschnitte aus dem Manuskript
gibt. Der Plot ist eigentlich durchaus spannungsträchtig, doch mit
fortschreitender Lektüre nervt zunehmend, wie Pavone mit billigen Tricks
zusätzlich Spannung erzeugen will: Einerseits enthält er dem Leser
Informationen vor, die seine Protagonisten haben, und anderseits baut er vor
praktisch jedem Perspektiven- bzw. Szenenwechsel einen Cliffhanger ein. Es ist
ein bisschen wie in einer altbackenen TV-Serie: Wenn der Mann mit der Knarre
reinkommt oder wenn jemand, der sich versteckt, vor der möglichen Entdeckung
steht, folgt immer ein Schnitt.
Auch die Sorgfalt von Übersetzung bzw. Lektorat lässt zu
wünschen übrig. Menschen, die professionell mit der deutschen Sprache
hantieren, müssten eigentlich wissen, dass es Zürcher heisst und nicht
«Züricher». Und, wenn wir schon dabei sind, noch an die Adresse der für die
Typografie zuständigen Person: Die Schrift, in der die Manuskript-Auszüge
gesetzt sind, ist zu fein, zeichnet auf dem gewählten Papier viel zu wenig und
ist daher schlecht lesbar.
Der Autor
Chris Pavone, *1968, wuchs in New York City auf, wo er auch
heute noch – mit seiner Frau und Zwillingssöhnen – lebt. Er arbeitete in der
Verlagsbranche, vor allem als Redaktor für Kochbücher. Für seinen ersten Roman
«The Expats» (2012; «Die Frau, die niemand kannte») wurde er sowohl mit dem
Edgar wie mit dem Anthony Award für den besten Erstling ausgezeichnet.
Der letzte Satz
Und dann fangen wir noch einmal von vorn an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen