15.11.2014

Chris Pavone – Das Manuskript

(«The Accident», Crown, New York, 2014)

Aus dem Amerikanischen von Andrea Brandl

2014, Piper, München, 489 Seiten


***


Der erste Satz
Er schreckt aus dem Schlaf, wendet abrupt den Kopf, lässt den Blick durch den Raum wandern, über die dunkelsten Schatten im bläulichen Schein des Mondes.

Das Buch
Ein Thriller, der in der Buchbranche spielt. Eine reizvolle Idee. Und eine spannend konzipierte Geschichte. Ein anonymes Manuskript landet auf danach kaum nachvollziehbare Art auf dem Tisch einer New Yorker Literaturagentin. Der Stoff ist brisant: Die Geschichte eines mächtigen Medienmoguls, der so viel Dreck am Stecken hat, dass ihn die Veröffentlichung schwer treffen würde. Und überall lauern aus unterschiedlichsten Gründen Interessierte auf das Manuskript. Es beginnt eine tödliche Jagd auf alle, die eine Kopie davon haben.
Chris Pavone, selbst lange in der Verlagsbranche tätig gewesen, packt die Geschichte in einen Zeitraum von 24 Stunden, wobei es darin einerseits immer wieder Rückblenden, anderseits Ausschnitte aus dem Manuskript gibt. Der Plot ist eigentlich durchaus spannungsträchtig, doch mit fortschreitender Lektüre nervt zunehmend, wie Pavone mit billigen Tricks zusätzlich Spannung erzeugen will: Einerseits enthält er dem Leser Informationen vor, die seine Protagonisten haben, und anderseits baut er vor praktisch jedem Perspektiven- bzw. Szenenwechsel einen Cliffhanger ein. Es ist ein bisschen wie in einer altbackenen TV-Serie: Wenn der Mann mit der Knarre reinkommt oder wenn jemand, der sich versteckt, vor der möglichen Entdeckung steht, folgt immer ein Schnitt.
Auch die Sorgfalt von Übersetzung bzw. Lektorat lässt zu wünschen übrig. Menschen, die professionell mit der deutschen Sprache hantieren, müssten eigentlich wissen, dass es Zürcher heisst und nicht «Züricher». Und, wenn wir schon dabei sind, noch an die Adresse der für die Typografie zuständigen Person: Die Schrift, in der die Manuskript-Auszüge gesetzt sind, ist zu fein, zeichnet auf dem gewählten Papier viel zu wenig und ist daher schlecht lesbar.

Der Autor
Chris Pavone, *1968, wuchs in New York City auf, wo er auch heute noch – mit seiner Frau und Zwillingssöhnen – lebt. Er arbeitete in der Verlagsbranche, vor allem als Redaktor für Kochbücher. Für seinen ersten Roman «The Expats» (2012; «Die Frau, die niemand kannte») wurde er sowohl mit dem Edgar wie mit dem Anthony Award für den besten Erstling ausgezeichnet.

Der letzte Satz

Und dann fangen wir noch einmal von vorn an.




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