(«Point of Impact», Bantam Dell, 1993)
Aus dem Amerikanischen von Patrick Baumann
2014, Festa Verlag, Leipzig, 637 Seiten
(erschien auf Deutsch erstmals 1994 in einer gekürzten Fassung unter dem Titel «Im Fadenkreuz der
Angst», übersetzt von Bernhard Josef, im Paul List
Verlag und 1996 als Taschenbuch bei Goldmann)
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Der erste Satz
Es war ein kalter, nasser Novembermorgen im westlichen
Arkansas, eine trostlose Dämmerung nach einer trostlosen Nacht.
Das Buch
Bob Lee Swagger war einer der besten Scharfschützen im Krieg
in Vietnam. Heute lebt er zurückgezogen in den Ouachita Mountains in Arkansas.
Waffen und Schiessen sind sein Lebensinhalt. Aber er schiesst nicht mehr, um zu
töten. Hirsche mit grossem Geweih betäubt er und sägt ihnen die Hörner ab,
damit niemand das Tier der Trophäe wegen abschiesst. Doch eines Tages besuchen
zwei militärische Typen den Einsiedler und locken ihn mit spezieller Munition
zu einem Testschiessen. Auf dem Schiessplatz vermutet Swagger schnell, dass die
Truppe von der CIA oder einem anderen Geheimdienst ist. Und tatsächlich ziehen
sie ihn geschickt in ein abenteuerliches Projekt, das dem Vaterland dienen
soll. Doch das Ganze entpuppt sich als raffiniert gestellte Falle. Und Bob Lee
Swagger wird als Staatsfeind gejagt. Doch Swagger ist ein harter Hund, der sich
nicht leicht übertölpeln lässt. Er macht selbst Jagd auf seine Widersacher.
Stephen Hunter erzählt das als beinharte und höchst
spannende Geschichte. Man spürt die Leidenschaft des Autors – und seines Helden
– für Präzisionswaffen und das Schiessen. Man mag das problematisch finden, für
Hunter ist das Schiessen aber keineswegs einfach Action und Rumballern, wie zum
Beispiel für Don Winslow in «Vergeltung», sondern eine Art Lebensphilosophie. Wie es etwa Leute gibt, die sich mit Leib
und Seele für mechanische Uhren begeistern, gibt es solche, die die
Waffentechnik faszinierend finden, und das ist durchaus nachvollziehbar. Im
Roman «Shooter» kommt zudem ein brisanter politischer Hintergrund dazu, bei dem
es um Aktivitäten amerikanischer Geheimdienste in El Salvador geht. Und auch
darum, wie Geheimdienste noch geheimere Ableger bilden, die sich an keine
Regeln mehr halten, auch im eigenen Land nicht. So ist «Shooter» nebenbei auch
ein intelligenter Politthriller.
Hunter ist ein brillanter und gescheiter Erzähler, sein
Roman bleibt über mehr als 600 Seiten unglaublich fesselnd. Dem (oft
angefeindeten) Festa Verlag gebührt Lob dafür, dass er dieses starke Stück in
vollständiger Fassung auf Deutsch zugänglich macht. Und soeben ist auch der zweite Roman um Bob Lee Swagger unter dem Titel «Nachtsicht» bei Festa auf Deutsch erschienen.
Der Autor
Stephen Hunter, *1946 in Kansas City, Missouri, war
Filmkritiker, zuletzt 1997 bis 2008 bei der «Washington Post»; 2003 wurde er
als Kritiker mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Sein erster Roman «The
Master Sniper» erschien 1980; seither veröffentlichte er über 20 Bücher,
darunter auch Sachbücher mit Texten zu Filmen. Die 1993 mit «Point of
Impact» (Deutsch: «Shooter») gestartete Serie um Bob Lee Swagger umfasst
inzwischen neun Bände, eine Spin-off-Serie um dessen Vater Earl Swagger drei
Bände. «Point of Impact» wurde 2006 unter dem Titel «Shooter» mit Mark Wahlberg
als Bob Lee Swagger verfilmt. Stephen Hunter ist passionierter
Pistolen-Sportschütze; er lebt in Baltimore, Maryland.
Der letzte Satz
«Wir können ihn zusammen mit dem Baby in meinem Bauch
grossziehen.»
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